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Stärkere Anreize zur Vorsorge gefordert

Krebserkrankungen gehören zu den häufigsten chronischen Krankheiten: 2008 wurden laut AOK Onkologie-Report allein 460.000 Neuerkrankungen diagnostiziert, Tendenz stetig steigend. Vor diesem Trend ist es schockierend, wie wenig Menschen zur Vorsorge gehen, findet Dr. Thomas Meier, Gastroenterologie am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg: „Prävention bietet die Chance, frühzeitig gegen die Diagnose Krebs anzukämpfen oder gar nicht erst zu erkranken. Das wird von einem Großteil der Bevölkerung jedoch noch immer verschlafen – mit schweren Folgen für Leib und Leben.“

Trotz Krebsrisiko: Vorsorgeuntersuchungen kommen zu kurz

Krebsvorsorge ist in Deutschland noch nicht ausreichend etabliert. Dies offenbarte bereits der Vorsorgereport, die repräsentative Umfrage des Diagnostik Zentrum Fleetinsel – der AOK Onkologie-Report bestätigt das. Denn obwohl die Zahl der Krebsneuerkrankungen mit jedem Jahr steigt, gehen noch immer nur etwa 17 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen zu Krebsvorsorgeuntersuchungen. Schlusslicht im Report der Krankenkasse sind die Hamburger.

Besonders unbeliebt: Untersuchungen auf Darmkrebs und Prostatakarzinom

Hinter der höheren Vorsorgebereitschaft der Frauen stecken laut Dr. Thomas Meier drei Gründe: „Dank Angeboten wie der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs kommen Frauen sehr früh mit Krebsvorsorge in Berührung. Bei ihnen ist das Thema dadurch präsenter. Viele Untersuchungen finden zudem im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung statt. Auch die gezielten Einladungen zur Mammografie durch die Krankenkassen halten zur Krebsvorsorge an.“ Über alle Altersklassen hinweg nutzen ca. 70 Prozent der Frauen dadurch die Untersuchung auf Gebärmutterhalskrebs und 65 Prozent ab 55 das Mammografie-Screening. Andere entscheidende Untersuchungen, gerade bei Männern, würden hingegen nicht so nachdrücklich angeboten.

Besonders schwach, so Dr. Meier, sei die Teilnahmebereitschaft zur Darmkrebsvorsorge: „Unser Vorsorgereport hat gezeigt, dass unter den 56- bis 65-Jährigen nur 48 Prozent der Männer die präventive Darmspiegelung nutzen. Bei den Frauen sind es sogar nur 35 Prozent. Und das, obwohl die Untersuchung von den Krankenkassen getragen wird.“ Ähnlich fällt das Ergebnis beim Prostatakrebs aus: Nur 40 Prozent der dazu berechtigten Männer zwischen 46 und 55 nutzen die Vorsorgeleistung auch tatsächlich.

Angst vor Diagnose häufigster Entscheidungsgrund gegen Vorsorge

Für Dr. Meier unterstreichen die Ergebnisse: Die Menschen scheuen Vorsorgeuntersuchungen, gerade bei einer so furchteinflößenden Diagnose wie Krebs. „Noch immer gehen viele Deutsche nur zum Arzt, wenn es bereits zwickt. Weitere Gründe sind Unkenntnis über angebotene Leistungen, die mit der Untersuchung manchmal verbundenen Unannehmlichkeiten, wenig Zeit und die Angst vor einem Befund.“

Notwendiger Schluss: Starke Anreize für Vorsorgeteilnehmer schaffen

Um Krebsvorsorge stärker zu etablieren, bedarf es daher laut Dr. Thomas Meier eines umfangreicheren Plans. Er sieht auch die Politik in der Pflicht. Aufklärungsarbeit sei ein wichtiger Aspekt, man könne aber noch mehr tun. „Die Einladungen zur Mammografie-Untersuchung bei Frauen haben sich bewährt. Das ließe sich auf andere Vorsorgeuntersuchungen übertragen.“

Zudem fehle es an attraktiven Anreizen, so Dr. Meier: „Gerade bei Untersuchungen wie der Darmkrebsvorsorge könnte man mit Anreizen viel erreichen. Ein Bonussystem ähnlich dem der Zahnmedizin ist denkbar. Schließlich senken Vorsorgeteilnehmer das Risiko, unentdeckt an Krebs zu erkranken – und ersparen so der Versichertengemeinschaft horrende Kosten.“

Aus Sicht des Diagnostik Zentrum ist auch eine Senkung des Einstiegsalters hilfreich: „Nach den Daten unseres Präventions-Spiegels sollte die erste Darmkrebsvorsorgespiegelung bereits ab dem 50. Lebensjahr im Abstand von 10 Jahren durchgeführt werden.“